Ein Gespräch über Fitness, Führung im Klassenzimmer, Forschung und Lebenswege.
Herr Dr. Poppek, kurz zu Ihnen – was unterrichten Sie?
„Biologie und Erdkunde sind meine Hauptfächer, Physik ist mein drittes Fach.“
Viele wollen Fitness-Input. Wie sieht Ihr eigener Weg aus – und was empfehlen Sie?
Dr. Poppek: „Ich war früher nicht besonders sportlich, Tischtennis im Verein – mehr nicht. Später habe ich mit Joggen angefangen; ins Fitnessstudio gehe ich erst seit rund zehn Jahren.“ Supplements? „Keine Nahrungsergänzungsmittel.“ Wichtig sei ein sauberer Start: „Fangt gar nicht erst mit Trinken und Rauchen an – das ist schon die halbe Miete.“ Für Einsteiger: „Im Studio einen Trainingsplan machen lassen, damit man sich nicht den Rücken oder die Gelenke ruiniert.“ Und Joggen? „Bitte nicht aufs Laufband – ich laufe draußen in der Natur.“ Musik beim Sport brauche er nicht zwingend. Privat mag er „elektronische Musik“, außerdem The Cure, Northern Lite und Depeche Mode – „aber nicht beim Laufen.“
Work-Life-Balance im Lehrberuf – gibt’s ein Rezept?
Dr. Poppek: „Man ist nicht 24 Stunden am Tag Lehrer. Man braucht Kraftquellen, ein gesundes Privatleben – und die Fähigkeit, abzuschalten.“
Wie führen Sie eine Klasse – eher Diskurs oder klare Ansage?
Dr. Poppek: „Im Unterricht ist es wichtig, dass der Lehrer die Vorgaben macht. Manches ist nicht diskutabel – dafür sind wir ausgebildet, Anweisungen zu geben und Wissen zu vermitteln.“ Eine Schule, in der man „nur lernt, was einen interessiert“, sieht er kritisch: „Interessen entstehen oft später. Wenn man nie von einem Thema etwas gehört hat, kann sich das Interesse dafür gar nicht entwickeln.“ In der Oberstufe ja Leistungskurse, um Schwerpunkte zu setzen. (Englisch hat er abgewählt – und bereut es heute ein bisschen.)
Schule mit Sinn – was läuft bei Ihnen an Projekten?
Dr. Poppek: „Wir haben das WU-Fach Nachhaltigkeit – dort schauen wir aus den Fachrichtungen Biologie, Physik und Geographie auf konkrete Fragen.“ Auch die Garten-AG ist offen für alle, nicht nur für die Unterstufe: „Ältere bekommen anspruchsvollere Aufgaben – zum Beispiel Solar-Panels testen, Energie messen, pH-Werte erheben, Bodenökologie; oder exotische Pflanzen kultivieren.“ Im Schulgarten erlebt man Mikroklima live: Mal wandert der Kürbis ins Nachbarbeet, mal taucht plötzlich eine Weinrebe auf, mal wächst etwas ganz anderes als gedacht, die Natur ist nicht immer berechenbar – „und man lernt neben Gartenarbeit viel Wissenswertes über Pflanzen, klare Empfehlung zur Teilnahme.“
Ihre Forschung – einmal kompakt erklärt.
Dr. Poppek promovierte in Botanik über Schluchtwälder im Rheinischen Schiefergebirge: „Bisher waren diese Edellaubmischwälder vor allem auf Kalk untersucht; ich habe die Variante auf Schiefer kartiert.“ Ergebnis: Kennarten, die auf Schiefer häufig sind und auf Kalk fehlen – den „Dornigen Schildfarn“ sieht man „im Winter vom Auto aus“ an den Hängen. Warum die Promotion? „Aus persönlichem Interesse an der Wissenschaft – mehr Geld bringt sie im Schuldienst allerdings nicht.“ Heute sagt er offen: „Als fertiger Lehrer im Job würde ich das wohl heute nicht mehr machen – der Zeitaufwand ist riesig, ich habe mich damals selbst finanziert und bin es sofort angegangen. Ist man einmal im Job, würde das Ganze noch stressiger sein.“ Aber: „Man wird stressresistenter – wenn mal ein Versuch im Unterricht scheitert, verzweifelt man nicht gleich, man muss beim Forschen viele Versuchsreihen machen und Fehler berücksichtigen, das ist einem vertraut, wenn man selbst mal geforscht hat.“
Karrierewege – Uni oder Schule?
Dr. Poppek: Er studierte von Anfang an auf Lehramt, wechselte vom ursprünglichen Ziel Realschule später Richtung Gymnasium, nahm Physik noch dazu. Eine Uni-Stelle war kurzfristig in Aussicht – „aber ich bin bewusst in der Schule geblieben; hier macht es mir besonders Spaß mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten.“ „Wiederholungsgefahr: 100 %.“
Was hat Sie außerhalb der Uni geprägt?
Dr. Poppek: Elf Jahre Nebenjob im Supermarkt – Kasse, Obstabteilung, samstags um 6 Uhr Regale eingeräumt. „Man lernt den Umgang mit schwierigen Kunden.“ Und man versteht Arbeitswelten: „Dort stempelst du selbst zum WC-Gang ab – hier in der Schule haben wir Freiheiten, die ich sehr schätze.“
Lernen & Prüfungen – Ihr bester Tipp?
Dr. Poppek: „Gehe niemals unvorbereitet in eine Klausur oder einen Wettbewerb – dann ist die Schlacht schon gewonnen.“
Und Ihre Lebensweisheit für die Oberstufe?
Dr. Poppek: „Macht, was ihr aus eigenem Antrieb heraus wollt – sonst hält die Motivation nicht lange genug an. Ziele verfolgen, dranbleiben. Und keine Panik, wenn ihr in Q3/Q4 noch nicht wisst, was ihr beruflich erreichen wollt: Praktika machen, viel sehen – der Weg formt sich dann.“
von
Lenny Kranjec