Schulleben

Mein Schüleraustausch nach Brüssel

Als ich mich Ende der 7. Klasse dafür entschieden habe, in den bilingualen Zweig zu gehen, wusste ich noch nicht genau, was mich erwartet. Das Wenige, das ich wusste, hat mir eher Angst gemacht – Unterricht auf Französisch, ein zehntägiger Austausch mit einer französischen Schule und angeblich viel mehr Arbeit. Eigentlich bin ich hauptsächlich aus „Gruppenzwang“ (alle meine Freundinnen sind bilingual geworden) und ein bisschen aus Angst, etwas zu verpassen (insbesondere den Austausch oder das AbiBAC), Bili geworden. Inzwischen bin ich echt froh, dass ich mich für den bilingualen Zweig entschieden habe – nicht nur, weil ich dadurch keinen „richtigen“ WPU (Wahlpflichtunterricht) wählen musste. Auch den Unterricht finde ich interessant und bei weitem nicht so schwer, wie ich anfangs dachte. Bis jetzt war allerdings der Austausch das Highlight meiner Bili-Zeit. Letztes Jahr (Stand 12.2019) im November sind unsere Austauschschüler vom belgischen Lycée Français Jean-Monnet aus Brüssel zu uns gekommen. Davor haben wir Zettel und Steckbriefe ausgefüllt, anhand derer unsere corres und die Lehrer unserer corres (das ist die Abkürzung für correspondant/e und bedeutet Austauschschüler auf Französisch) die verschiedenen Austauschpaare zusammenstellen konnten.

Meine corres und ich haben uns schon bevor wir uns das erste Mal sahen E-Mails geschrieben, genau wie alle anderen meiner Klasse es mit ihren corres getan haben. Nur Fotos durften wir einander nicht schicken, damit wir uns kein vorschnelles Urteil voneinander bildeten. Unsere Austauschschüler kamen im November 2018 nach Frankfurt. Sie waren mit dem ICE zum Hauptbahnhof und von dort aus mit der S-Bahn bis Eschersheim gefahren. Dann sind sie zur Schule gelaufen, wo wir auf sie gewartet haben. Anfangs waren meine Austauschschülerin und ich noch ziemlich schüchtern, doch mit der Zeit haben wir uns immer besser verstanden. Morgens sind die corres immer mit uns zur Schule gekommen und dort dann entweder in kleine Gruppen aufgeteilt in unterschiedliche Klassen zum Unterricht gegangen, oder haben Ausflüge gemacht. Sie waren zum Beispiel im Museum oder in der Innenstadt. Zu vielen dieser Ausflüge sind wir mitgekommen, wir haben eine Stadtführung für sie gemacht und waren einen Tag lang mit ihnen in Heidelberg. Nach der Schule ist meine corres mit mir zu Sport oder anderen Freizeitaktivitäten gegangen, die ich gemacht habe, und abends haben wir immer zusammen Dobble gespielt. Ich musste die Wörter auf Französisch sagen und meine corres auf Deutsch. Wir haben uns totgelacht dabei und es war erstaunlich lehrreich. Wir haben uns auch super viel unterhalten, zum Beispiel über Harry Potter, Sport und Hunde. Außerdem haben wir uns mit den anderen getroffen, also mit meinen Freundinnen und deren corres, die auch mit meiner corres befreundet waren. Am Wochenende haben wir eine Übernachtungsparty und Ausflüge gemacht. Als sie wieder abreisen mussten waren wir alle traurig, aber wir haben uns auch darauf gefreut, uns in Brüssel wiederzusehen.

Als es im Mai 2019 dann soweit war, war ich super nervös. Wir sind mit dem ICE nach Brüssel gefahren und wurden an der Schule von unseren corres mit Getränken und Snacks empfangen. Gegen 16 Uhr hat die Mutter meiner Austauschpartnerin uns mit dem Auto abgeholt, die restlichen Tage sind wir mit der Bahn gefahren. Die Familie war wirklich sehr freundlich zu mir, sympathisch und lustig. Nach der Schule haben meine corres und ich Spiele gespielt, uns mit Freundinnen getroffen oder waren shoppen und am Wochenende haben wir eine Übernachtungsparty gemacht und waren viel draußen und in der Stadt. Mit der Schule haben wir auch viele Ausflüge gemacht, wir waren in Brügge, in der Innenstadt, in Museen und haben selbst Pralinen gemacht. Mit der Sprache hatte ich zwar hin und wieder kleine Probleme, aber das war nicht schlimm und meine Austauschfamilie war sehr verständnisvoll und hat mir geholfen. Es war echt sehr interessant, vor allem zu sehen, wie unterschiedlich gerade die Schule in Deutschland und Belgien war. Die Belgier hatten jeden Tag außer mittwochs bis 16 Uhr Schule, und die Schulstunden waren unterschiedlich lang – die erste 50 Minuten, die zweite 40. Wie ich von meiner corres gehört habe waren die Belgier begeistert davon, wie wenig Schule wir haben. Außerdem standen vor unserer Austauschschule jeden Tag bewaffnete Soldaten, die darauf geachtet haben, dass niemandem etwas passiert. Das war zwar anfangs ein bisschen gruselig und gewöhnungsbedürftig, aber da unsere corres sich so gar nicht darum gekümmert haben, ist es auch für uns Deutsche relativ normal geworden, zumindest haben wir uns einigermaßen daran gewöhnt. Ich habe bis jetzt während meiner Bili-Zeit schon so viel Spannendes erlebt und bin sehr gespannt, was die Zukunft mir in der Hinsicht noch bringen wird, und ich bin froh, dass ich diese Erfahrungen machen konnte. Auch wenn der bilinguale Zweig vielleicht hin und wieder der Anstrengendere ist, finde ich, dass es auf jeden Fall einen Versuch wert ist und man diese Chance unbedingt nutzen sollte.

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