Besuch des Oberbürgermeisters an der Ziehenschule
Am Montag dem 10.03.20 ist es voll im Foyer des Neubaus. Stühle werden aufgestellt, Mikrofone getestet, Gäste begrüßt. Einige haben sich schick gemacht, andere hingegen sind legere gekleidet. Die SV und die Schülervertretung von Frankfurt sitzen bereits auf ihren Plätzen, während Abgeordnete der unterschiedlichen Fraktionen, Ortsbeiräte und andere Vertreter sich noch begrüßen. Frau Rogler heißt jeden mit dem Heinsberger Gruß (ein Handschlag nur mit den Ellenbogen) willkommen. Ansonsten ist nicht zu erahnen, das ab dem nächsten Montag für mehrere Wochen die Schule dicht gemacht wird. Herr Feldmann selber kommt und begrüßt jeden per Handschlag. Dann stellen sich die Moderatoren, zwei Mitglieder der SV, vor. Es wurden Fragen von Schülern, Lehrern, SV und Elternbeirat gesammelt. Über 40 Fragen, unmöglich sie alle in 45 Minuten zu beantworten. Herr Feldmann erzählt von seiner Zeit an der Ziehenschule. Er erkenne den SV Raum noch, auch wenn die Baracken damals noch neu waren. Er lächelt bei diesen Erinnerungen, erzählt, wie damals er und die halbe SV und Schülerzeitung schließlich die Schule gewechselt haben. Sie hatten zu oft Stress mit den Lehrern, haben Streiks organisiert. Für mehr Lehrer und keine Teppichböden. Ironie, wenn man bedenkt, dass diese immer noch existieren. Vor allem wenn sie damals schon voller Staub und Dreck waren. Dann ist es vorbei mit den schönen Erinnerungen an damals, schließlich wollen alle Antworten auf das hier und jetzt. Wie sieht es aus mit einer Ganztagsbetreuung? Oder der Digitalisierung? Was tut Frankfurt für den Klimaschutz? Herr Feldmann antwortet lang und ausführlich. Es gibt Pläne, das Geld liegt bereit, die Stadt ist für mehr Klimaschutz, mehr Digitalisierung, mehr Ganztagsbetreuung. Aber wie alles umgesetzt werden soll, verrät er uns nicht. Dafür gibt er nach vermehrtem Nachfragen beinah zu, dass er Schule schwänzen für FridaysForFuture als richtig empfindet. Nicht verwunderlich, wahrscheinlich würde er als Schüler ganz vorne mitmischen. Viele hören ihm interessiert zu, aber man merkt, dass es manchen schwerfällt, konzentriert zuzuhören. Herr Feldmann redet ruhig, leise und bedacht, trotzdem mit der ausweichenden Worten eines Politikers. Am Ende fehlt die Zeit für viele Fragen, aber der Zeitplan muss eingehalten werden.
Also ziehen alle weiter in die Aula, in der die Elftklässler bereits warten. Herr Feldmann richtet einige Begrüßungsworte an sie, dann übergibt er an die Vertreter des Stadtschülerrats und der Schülervertretung. Sie stellen den Schülern Fragen. Zum Beispiel, ob sie denken, dass ihre Meinung gehört wird. Jeder Schüler muss dann ein rot, gelbes oder grünes Schild passen zu seiner Meinung hochhalten. Dann kann man sich melden und seine Meinung begründen. Viele Schüler machen aktiv mit, vertreten ihre Meinung, trotzdem erkannt man die eine Gruppe politisch engagierter Schüler, die viel öfter eine Meinung haben und sich auch trauen diese zu sagen. Auch angreifen tun sie und verweisen bissig auf falsch Investitionen in der Politik (AWO Affäre). Die Antwort, ob die Schüler sich von den Politikern gehört fühlen, fällt auch nicht sehr positiv aus. Nicht wirklich, lautet sie, denn viele anwesende Politiker und Vertreter tippen auf ihren Handys herum. Während des tosenden Applaus sieht man, wie einige noch versuchen ihr Handy unauffälig verschwinden zu lassen. Wenigstens ist es ihnen unangenehm. Noch ungünstiger, dass genau dann sich Herr Feldmann verabschiedet, da er noch einen weiteren Termin hat. Die Stimmung im Raum ist jetzt anders als zu beginn. Die Schüler sind trotzig, wütend, fühlen sich respektlos behandelt. Hier spätere Wähler für sich gewinnen, hat wohl nicht sehr gut geklappt.Stattdessen will man selbst etwas verändern, was dem Schülerrat sehr gut passt, denn sie wollen ihr Projekt vorstellen. Ein Jugendparlament für Frankfurt.