Wir roasten die Skifreizeit
Die Skifreizeit – ein vielseits erwartetes Ereignis an der Ziehenschule. Nur ist die Realität leider anders als so manche fantasievollen Vorstellungen.
Die stundenlange Hinfahrt begann noch früher als der eigentliche Schulbeginn. Da hatte es jemand also ganz eilig. Das Gedrängel um die Plätze war groß. Wir wurden zusammen mit einer Klasse einem riesigen Bus zugeteilt. Chaos war vorprogrammiert. Durch die vielen Koffer sah man kaum den Nachbar, wirklich erstaunlich wie viel Gepäck manche für eine Woche benötigten. Als die vielen Koffer endlich in der riesigen Heckklappe verstaut waren, sollten wir bereits seit einer halben Stunde auf der Autobahn stehen. Die wenigen Lehrer, die uns begleiteten, standen erstaunlich gelassen am Rande des Schulgeländes und unterhielten sich laut mit irgendwelchen Eltern. Es waren übrigens deutlich mehr Familienmitglieder mitgekommen, als erwartet. Einzelne Haustiere, unter anderem Hunde, sprangen an ihren Besitzern hoch und verbreiteten noch mehr Unruhe. Sehr viele Großeltern stützten sich auf ihren Gehstöcken ab und drückten ihren Enkeln Küsschen rechts und links auf die Wangen. Eine Stunde nachdem wir eigentlich schon in der nächsten Stadt sein sollten, fuhren wir endlich von dem riesigen Sammelplatz herunter. Ein paar Eltern hatten dramatisch Taschentücher aus ihrer Tasche gezogen und tupften sich nun die Wangen ab.
Nach einer langen Mittagspause auf einem Rasthof in der Nähe von Stuttgart durften wir bereits unser empfohlenes Taschengeld aus dem Fenster werfen. Die Essmöglichkeit enthielt KFC oder McDonalds und die Entspannung war den Lehrern bereits anzusehen. Bis wir ankamen gab es bereits ausführliche Diskussionen über die Zimmerverteilung. Die drei Busse wurden erst einmal vor dem Hotel angehalten und jedem wurde in einem einzigen Chaos das Gepäck zugeordnet. Dann liefen wir langsam in Richtung Hotel und stellten uns in kleinen Gruppen auf den breiten Kiesweg. Vor lauter Schülern konnte man den Eingang nicht richtig sehen. Dafür hatte man freien Blick auf die Vorderseite des Hotels und die hätte man sich ersparen können. Die vereinzelten Terrassen sahen irgendwie verschimmelt aus und die riesige Holzwand, war morsch. Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, bis alle an ihrem rechten Platz waren und wir von unseren Lehrern unsere Schlüssel für die Zimmer bekamen. Als dann schließlich alle auf einmal lostürmten, um möglichst als erste das Hotel zu betreten, wurden die ersten Schüler wieder zurückgerufen. Wir mussten erneut eine Viertelstunde warten, bis die Lehrer die Situation in den Griff bekamen und die allseits bekannte Lösung nahmen; die Klassen alphabetisch hineinlassen. Im Eingangsbereich des Hotels standen die Lehrer in alle Richtungen verteilt und sagten welche Zimmer wo waren. Unser Zimmer lag im zweiten Stock, wenn man also nach dem Skifahren erschöpft war, musste man auch noch die Treppe hochlatschen.
Als wir die eingerostete Zimmertür öffneten, stieß uns eine Staubwolke entgegen. Husten half da nichts und wir rissen erst einmal die Terassentür auf. Der Balkon bestand nur aus schwarzem Ebenholz und mehrere Terrassen waren eng aneinander geordnet. Problemlos konnte man über die tiefe Absperrung klettern und schon war man einem anderen Balkon gelandet. Als man wieder einigermaßen normal in dem Raum atmen konnte, sahen wir wie klein der Raum eigentlich war. Ein riesiges Doppelbett nahm fast die Hälfte des Zimmers ein, wir waren jedoch zu fünft. Es gab noch ein Sofa, dessen Stoffbezug nur zwei Zentimeter über den Holzkasten ragte. Alles in allem sah es sehr unbequem aus. Als man hinauf klettern wollte, knarzte es unglaublich und man konnte auf die Holzbalken blicken, die sich unter der hohen Decke befanden. Die Hochbetten waren laut und ungemütlich, da waren sich alle Schüler einig. Auf den einzelnen schmalen Rechtecken befanden sich mehrere Flaschen und eine Staubschicht von mindestens fünf Zentimetern.
Als wir endlich unsere Sachen in dem kleinen Schrank untergebracht hatten, liefen wir hungrig zum angekündigten Abendessen. Das „Buffet“ bestand aus zwei zusammen gestellten Tischen und beherbergte drei Schüsseln mit Gemüse und eine riesige Schale, die bis oben mit Fischstäbchen gefüllt war. Als man in die Fischstäbchen reingebiss, bereute man es ernsthaft sich nichts von der Raststätte mitgenommen zu haben. Wahrscheinlich standen die Fischstäbchen bereits seit den frühen Morgenstunden auf der bunten Tischdecke. Ihre harte Panade und der trockene Geschmack ließen einen lieber den ganzen Teller voll saftiger Gurken nehmen, als erneut die grausame Trockenheit zu spüren. „Das Essen war knastig. Also wie im Knast.“, fasste es ein Schüler ganz passend zusammen. Nach dem Rohkost- Teller mussten wir noch einer langen Rede des Veranstalters standhalten, in der die wichtigsten Informationen der nächsten Tage bekannt gegeben wurden. Es galt als Wunder, wenn man es schaffte sich die Handyzeiten zu behalten, da durch den anstrengenden Tag war fast keine Gehirnzelle mehr vorhanden.
Am nächsten Morgen wurden wir von unserem eigenen Wecker geweckt und zogen uns die tonnenschwere Ausrüstung an. Wir hatten am Abend zuvor lange warten müssen, um die komplette Skiausrüstung zusammengestellt zu bekommen. Das hatte in einem muffigen Keller stattgefunden, der an Mengen von Schmutz nicht zu übertreffen war. Die größte Folter war der lange, steile Weg über steiniges und rutschiges Gelände, den wir fast an jedem Tag mit unserer schweren Skiausrüstung besteigen mussten. Auch wenn manche Gruppen am ersten Tag noch den sehr vollen Bus benutzen durften, mussten andere schon am ersten Tag die Piste per Fuß erreichen.
Nach dem Skifahren konnten wir zum Glück zumindest Skistöcke und Skier im Depot lassen, das wir übrigens nur über Treppen erreichen konnten. Das dachten wir zumindest, bis wir einige andere Skifahrer sahen, die lachten und überhaupt nicht verschwitzt die Rolltreppe hinunterfuhren. Wir konnten nur noch so tun, als hätten wir ihre mitleidigen Blicke nicht gesehen. Aber natürlich schadet ein bisschen Sport nie, nicht wahr? Doch natürlich war auch dies nicht der Höhepunkt. Tatsächlich mussten die, die nicht ihre eigenen Schuhe mitgenommen haben, den ganzen Weg in das Hotel in Skischuhen zurücklegen. Nicht nur war das sehr anstrengend, sondern auch teilweise gefährlich, da an manchen Stellen der Weg so steil war, dass man sogar in Turnschuhen leicht ausrutschen konnte. Noch dazu war er beinahe vollständig mit Schnee bedeckt.
Wir hatten eine Freizeit von ein paar Stunden nach dem Skifahren, bis das Abendessen begann. Wir beschlossen gleich am ersten Abend uns am nächsten Tag im Dorf gescheite Essenssachen zu kaufen. Jeder hatte ungefähr 40 Euro Taschengeld mitbekommen, das wir sonst nicht gebraucht hätten. In dem Dorf gab es zwei Supermärkte und wir legten uns einen richtigen Vorrat an Süßigkeiten an. Vereinzelte Schüler fanden hinterher das Einkaufen an Vorrat das Beste von der gesamten Skifreizeit.
Ungefähr so liefen auch die darauffolgenden Tage ab und schließlich stand schon wieder die Abreise an. Diese wurde natürlich genauso chaotisch wie die Anreise, allerdings kamen wir erst um Mitternacht an.
Wir möchten noch einmal hinterher sagen, dass dieser Artikel ein Roast- Artikel war, das heißt man sieht nur das Schlechte, übertreibt manchmal auch ein wenig und versucht einfach alles schlecht darzustellen. Die Skifreizeit ist trotzdem ein Highlight für jeden Schüler und für uns war sie auf jeden Fall der Hammer mit ihren Höhen und Tiefen. Als wir die Schüler auf Feedback befragt haben, haben diese freiwillig auch sehr viele gute Aspekte genannt, also die Skifreizeit war ein riesen Erfolg!!! Wir danken sehr für die Zeit dort und entschuldigen uns von Herzen für diese Art von Artikel.