Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen

Am 1. September 2024 wurde in Thüringen und Sachsen ein neuer Landtag gewählt. Die Ergeb­nisse sind zum einen erschre­ckend und zum anderen ein Koali­ti­ons­di­lemma.

In Thüringen wurde die AfD mit 32,8 % stärkste Kraft, das heißt sie hat den größten Stim­men­an­teil erhalten. Die CDU erhielt 23,6 %, das BSW 15,8 %, Die Linke 13,1 % und die SPD 6,1 %. Die Wahl­be­tei­li­gung lag in diesem Jahr bei ca. 73 %.

Das Bündnis Sahra Wagen­knecht (BSW) zieht zum ersten Mal in das Landes­par­la­ment ein und das, obwohl es erst kurz zuvor gegründet wurde. Das Bündnis 90 (Grüne) mit 3,2 % und die FDP mit 1,1 % schei­terten an der Fünf­pro­zent­hürde.

Bisher schließen alle Parteien eine Zusam­men­ar­beit mit der AfD aus. Eine Koalition lehnen sie ab. Dafür müssen jedoch mindes­tens drei Parteien koalieren, wobei CDU, BSW und SPD keine Mehrheit bilden. Eine Koalition mit Der Linken wird von Seiten der CDU ebenfalls ausge­schlossen. Auch Unmut mehrerer CDU Mitglieder:innen gegenüber dem BSW vermehrt sich.

In Sachsen wird die CDU stärkste Kraft mit 31,9 %. Dahinter folgen die AfD mit 30,6 %, das BSW mit 11,8 %, die SPD mit 7,3 % und das Bündnis 90 (Grüne) mit 5,1 %.

Die Wahl­be­tei­li­gung lag bei 75 % und stellt somit einen neuen Rekord bei der Wahl­be­tei­li­gung in Sachsen dar. Die Linke verfehlte mit 4,5 % die Fünf-Prozent-Hürde, gewann jedoch 2 Direkt­man­date. Durch ihren Zweit­stim­men­an­teil erhalten sie 6 Sitze im Parlament.

Auch in Sachsen lehnen die Parteien eine Zusam­men­ar­beit mit der AfD ab und sind auf eine Koalition mit mind. 3 anderen Parteien ange­wiesen.

Beide Bundes­länder stecken in einer Zwick­mühle. Die Regie­rungs­bil­dung fällt schwierig aus. Es ist nur eine Minder­heits­re­gie­rung möglich.

In Bran­den­burg wurde die SPD mit 30,9 % stärkste Kraft. Darauf folgen die AfD mit 29,2 %, das BSW mit 13,5 %, die CDU mit 12,1 %, das Bündnis 90 (Grüne) mit 4,1 %, Die Linke mit 3 %, und die Freien Wähler mit 2,6 %.

Auch wenn die rest­li­chen Parteien eine Zusam­men­ar­beit mit der AfD ausschließen, erlangt die AfD in Thüringen aufgrund ihrer hohen Prozent­zahl eine soge­nannte Sperr­mi­no­rität. Mehr als ein Drittel der Abge­ord­neten werden somit von der AfD im Parlament vertreten und besetzen 32 Sitz­plätze. Somit erlangt die AfD eine Vetomacht und kann Verfas­sungs­än­de­rungen blockieren.

Das BSW ist eine Art Lücken­büßer, um die Unre­gier­bar­keit zu verhin­dern. Aller­dings tun sich die anderen Parteien auch schwer, mit dem BSW zu koalieren. Und sehr lange standen die Koali­ti­ons­ver­hand­lungen auf Eis und die Sondie­rungs­ge­spräche in Sachsen für eine Brombeer-Koalition, die sich aus den Parteien CDU, BSW und SPD zusam­men­setzt, waren vorerst auch noch geschei­tert.

Das BSW hat diese unter­bro­chen und Kompro­misse verwei­gert. Doch Kompro­misse zu schließen, ist doch eigent­lich Sinn von Koali­ti­ons­ver­hand­lungen. Und wem die Demo­kratie und das Wohl der Bürger:innen wirklich am Herzen liegt, der agiert nicht aus purem Egoismus und verwei­gert Kompro­miss­be­reit­schaft.

Und genau das zeigt, worum es dem BSW geht. Eine Partei, die lediglich von Oppor­tu­nismus geprägt ist. Und lange stellte sich die Frage, ob es innerhalb der Bundes­länder zu Neuwahlen hätte kommen können, oder ob es dann doch zu Koali­tionen zwischen der CDU und der AfD; trotz des Unver­ein­bar­keits­be­schlusses der CDU, hätte kommen können.

Inzwi­schen jedoch haben sich dann noch nach langem Ringen Koali­tionen bilden können. In Thüringen besteht nun doch eine Brombeer-Koalition. In Sachsen muss nun eine Minder­heits­re­gie­rung aus SPD und CDU bestehen. In Bran­den­burg besteht nun eine Koalition aus der SPD und dem BSW.

Jetzt können wir nur hoffen, dass das so bestehen bleibt und hoffen, dass die demo­kra­ti­schen Parteien zur Vernunft gelangen, ihren Oppor­tu­nismus im Keim versenken und an dem Erhalt der Demo­kratie fest­halten.

von
Ela Cigir­dasman