Interview mit Dr. Philip Wallmeier, Ziehenschule

Warum haben Sie sich für ihren Beruf als Lehrer entschieden? 

Also ich habe zuerst gar nicht auf Lehramt studiert. Ich habe zunächst Philo­so­phie und Volks­wirt­schafts­lehre studiert und dann Osteu­ro­pa­stu­dien und dann erst habe ich überlegt, was ich mit dem, was ich studiert habe, machen möchte. Zum Beruf des Lehrers bin ich dann erst im Zuge gründ­li­chen Nach­den­kens gekommen. So wurde mir klar, dass ich gerne mit Jugend­li­chen arbeiten möchte und somit etwas Sinn­volles tun könnte; und dass ich gerne die Inhalte anwenden möchte, die mich inter­es­sieren. Und die Kombi­na­tion aus all dem hat dann dazu geführt, dass die Aufgabe als Lehrer eine gute Option wäre. 

Welche Lieb­lings­fä­cher hatten Sie in ihrer Schulzeit? 

Ich mochte immer Fremd­spra­chen sehr gerne. Und Mathe und Ethik. Ich hatte Ethi­k­leis­tungs­kurs. Das war in Baden-Würt­tem­berg möglich. 

Welche Fächer haben Sie in ihrer Schulzeit gehasst? 

Ich war wirklich sehr, sehr schlecht in Chemie. Religion mochte ich auch nicht so gerne. 

Welchen Abischnitt hatten Sie? 

Abitur hatte ich 1,7

Ein lustiges Erlebnis in der Schule? 

Ein lustiges Erlebnis als Lehrer an der Schule ist mir besonders in Erin­ne­rung geblieben: Mein ehema­liger Leis­tungs­kurs „Politik und Wirt­schaft“ hat sich einmal – kurz vor dem schrift­li­chen Abitur – dazu verab­redet, konse­quent nur dumme Quatsch­ant­worten zu geben. Sie haben mir – mit einem sehr ernsten Gesicht – von Wirt­schafts­mi­nister Olaf Scholz erzählt und alle Inhalte, mit denen wir uns über Monate beschäf­tigt hatten, komplett verdreht darge­stellt. Bevor ich dahin­terkam, dass es sich um eine Absprache handelte, war ich wirklich sprachlos. Insgesamt wird mir diese Stunde aber als sehr witzig im Gedächtnis bleiben. Toll fand ich, dass sich alle im Kurs an ihre Absprache gehalten haben – das hat es so lustig gemacht. 

Was nervt Sie manchmal an ihrem Beruf? 

Manchmal nervt mich das frühe Aufstehen. Und manchmal nervt mich, dass ich zu wenig Zeit habe für Sachen, die mir wichtig sind. Oder die ich für wichtig halte. Und manchmal muss ich zu viel Zeit mit den Sachen verbringen, die ich für nicht so wichtig halte. 

Welches Buch oder welche Serie oder welchen Film würden Sie der Schü­ler­schaft weiter­emp­fehlen? 

Ein Buch, das ich empfehlen würde, heißt „Wasser und Zeit“. Da geht es darum, dass man begreift, was der Klima­wandel und die Zerstö­rung der Umwelt eigent­lich für Konse­quenzen haben. Man kann sich dazu Zahlen anschauen und Statis­tiken. Was das aber wirklich bedeutet, dahinter kommt man nicht so einfach. Das Buch ist von einem Autor geschrieben, der zwei Gene­ra­tionen zurück und zwei Gene­ra­tionen in die Zukunft seine Lebens­ge­schichte erzählt und darüber begreif­lich macht, dass die Welt vor zwei Gene­ra­tionen noch ganz anders aussah, als sie heute ist und in zwei Gene­ra­tionen voll­kommen anders sein wird. Und eine Serie, die ich gut fand, hieß „When They See Us“. Da geht es um die Geschichte dreier Jugend­li­cher, die lange Haft­strafen verbüßen müssen, weil sie angeblich einer Frau Gewalt angetan haben. Die Serie zeigt eindrück­lich den struk­tu­rellen Rassismus, der zu der – wie sich später heraus­stellte – unge­recht­fer­tigten Gefäng­nis­strafe führte. Die Serie basiert auf einer wahren Bege­ben­heit. 

Was würden Sie unter­richten, wenn Sie keinen Lehrplan hätten und Sie ganz frei unter­richten dürften? 

Dann würde ich vermut­lich ausgehend von aktuellen Ereig­nissen, die mich inter­es­sieren und umtreiben, versuchen aufzu­schlüs­seln, wie die zu verstehen sind, in welchem Kontext sie zu verstehen sind und welche Meinungen man dazu haben kann. 

geführt von
Ela Cigir­dasman und
Benjamin Lüddecke