Warum haben Sie sich für ihren Beruf als Lehrer entschieden?
Also ich habe zuerst gar nicht auf Lehramt studiert. Ich habe zunächst Philosophie und Volkswirtschaftslehre studiert und dann Osteuropastudien und dann erst habe ich überlegt, was ich mit dem, was ich studiert habe, machen möchte. Zum Beruf des Lehrers bin ich dann erst im Zuge gründlichen Nachdenkens gekommen. So wurde mir klar, dass ich gerne mit Jugendlichen arbeiten möchte und somit etwas Sinnvolles tun könnte; und dass ich gerne die Inhalte anwenden möchte, die mich interessieren. Und die Kombination aus all dem hat dann dazu geführt, dass die Aufgabe als Lehrer eine gute Option wäre.
Welche Lieblingsfächer hatten Sie in ihrer Schulzeit?
Ich mochte immer Fremdsprachen sehr gerne. Und Mathe und Ethik. Ich hatte Ethikleistungskurs. Das war in Baden-Württemberg möglich.
Welche Fächer haben Sie in ihrer Schulzeit gehasst?
Ich war wirklich sehr, sehr schlecht in Chemie. Religion mochte ich auch nicht so gerne.
Welchen Abischnitt hatten Sie?
Abitur hatte ich 1,7.
Ein lustiges Erlebnis in der Schule?
Ein lustiges Erlebnis als Lehrer an der Schule ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Mein ehemaliger Leistungskurs „Politik und Wirtschaft“ hat sich einmal – kurz vor dem schriftlichen Abitur – dazu verabredet, konsequent nur dumme Quatschantworten zu geben. Sie haben mir – mit einem sehr ernsten Gesicht – von Wirtschaftsminister Olaf Scholz erzählt und alle Inhalte, mit denen wir uns über Monate beschäftigt hatten, komplett verdreht dargestellt. Bevor ich dahinterkam, dass es sich um eine Absprache handelte, war ich wirklich sprachlos. Insgesamt wird mir diese Stunde aber als sehr witzig im Gedächtnis bleiben. Toll fand ich, dass sich alle im Kurs an ihre Absprache gehalten haben – das hat es so lustig gemacht.
Was nervt Sie manchmal an ihrem Beruf?
Manchmal nervt mich das frühe Aufstehen. Und manchmal nervt mich, dass ich zu wenig Zeit habe für Sachen, die mir wichtig sind. Oder die ich für wichtig halte. Und manchmal muss ich zu viel Zeit mit den Sachen verbringen, die ich für nicht so wichtig halte.
Welches Buch oder welche Serie oder welchen Film würden Sie der Schülerschaft weiterempfehlen?
Ein Buch, das ich empfehlen würde, heißt „Wasser und Zeit“. Da geht es darum, dass man begreift, was der Klimawandel und die Zerstörung der Umwelt eigentlich für Konsequenzen haben. Man kann sich dazu Zahlen anschauen und Statistiken. Was das aber wirklich bedeutet, dahinter kommt man nicht so einfach. Das Buch ist von einem Autor geschrieben, der zwei Generationen zurück und zwei Generationen in die Zukunft seine Lebensgeschichte erzählt und darüber begreiflich macht, dass die Welt vor zwei Generationen noch ganz anders aussah, als sie heute ist und in zwei Generationen vollkommen anders sein wird. Und eine Serie, die ich gut fand, hieß „When They See Us“. Da geht es um die Geschichte dreier Jugendlicher, die lange Haftstrafen verbüßen müssen, weil sie angeblich einer Frau Gewalt angetan haben. Die Serie zeigt eindrücklich den strukturellen Rassismus, der zu der – wie sich später herausstellte – ungerechtfertigten Gefängnisstrafe führte. Die Serie basiert auf einer wahren Begebenheit.
Was würden Sie unterrichten, wenn Sie keinen Lehrplan hätten und Sie ganz frei unterrichten dürften?
Dann würde ich vermutlich ausgehend von aktuellen Ereignissen, die mich interessieren und umtreiben, versuchen aufzuschlüsseln, wie die zu verstehen sind, in welchem Kontext sie zu verstehen sind und welche Meinungen man dazu haben kann.
geführt von
Ela Cigirdasman und
Benjamin Lüddecke